Pressestimmen

Interview Jörg-Peter Weigle

Dirigent Jörg-Peter Weigle: „Chorgesang ist Gesellschaft“

Über zwei Jahrzehnte hat er den Philharmonischen Chor Berlin geleitet: Jörg-Peter Weigle ist ein passionierter Chor- und Orchesterdirigent. Ein Gespräch vor dem Abschiedskonzert, über das Politische im Gesang.

Herr Weigle, Sie leiten den Philharmonischen Chor Berlin seit 22 Jahren und haben zahlreiche Chöre dirigiert, seit Sie als Junge beim Leipziger Thomanerchor sangen. Chöre sind beliebter denn je, allein in Berlin gibt es etwa 2500. Warum ist das so?
Chöre gehören zur Kultur wie die Luft zum Atmen. Womit wir schon beim zweiten Grund sind: Man braucht nur einen Hals und den eigenen Atem, schon lassen sich Emotionen mitteilen. Singen ist die einfachste Möglichkeit, Musik zu machen.

Es muss nicht gleich Kunst sein, fördert aber das Wohlbefinden. Hinzu kommt das gute Gefühl der Gemeinschaft im Chor. Gleichzeitig kann er der Gegenwart den Spiegel vorhalten, die Nervositäten und Ängste zum Ausdruck bringen. Chorgesang ist Gesellschaft.

In einem Podcast des Philharmonischen Chors sagen Sie, im Musikalischen finde man neben den Problemen von heute auch Lösungsansätze. Wie meinen Sie das?
Wir klagen darüber, dass unsere Gesellschaft zerstritten ist, dass jeder Recht behalten will. Nehmen Sie nur die „Turba“-Chöre von Bachs Johannespassion, da kann man hören, wie unheilvoll es ist, wenn jedes Lager auf dem eigenen Standpunkt beharrt. Im Chorgesang stellt sich dann die Frage nach dem gemeinsamen, übergeordneten Ziel. Was muss ich mit dem Nachbarn verhandeln, damit wir ein gutes Miteinander haben?

Chöre als Mikrokosmos der Gesellschaft, in dem die verschiedenen Stimmen Einigkeit erzielen, ohne ihre Individualität aufzugeben?
Ich habe das schon als Kind im Thomanerchor erlebt. Da sitzt dieser Typ mit der Traumstimme neben dir, man ist ganz neidisch auf ihn. Aber dann sagt der Dirigent zu ihm: Du bist zu laut. Und zu mir sagt er, ich soll mich nicht so zurückhalten. Mein Nachbar wird den Gesamtklang prägen, aber wir anderen müssen mitmachen, sonst glänzen wir alle am Ende nicht.

Wegen der Gleichschaltung in der NS-Zeit waren Chöre in Deutschland in Verruf geraten. Theodor W. Adorno misstraute ihnen als Teil der Massenkultur.
Das spielt heute keine Rolle mehr, denn wir leben in einer sehr vereinzelten Gesellschaft mit 82 Millionen Individualisten. Wenn alle aneinander vorbeilaufen und sich nach Gemeinsamkeit sehnen, sind Chöre ein gutes Korrektiv.

Zur Person

Der Dirigent Jörg-Peter Weigle, 1953 als jüngstes von sechs Pfarrerskindern in Anklam geboren, leitet den Philharmonischen Chor Berlin seit 2003 und das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt (Oder) seit 2018. Hier wie dort hört er im Sommer auf. Zuvor leitete er u.a. den Rundfunkchor Leipzig und die Stuttgarter Philharmoniker, von 2001 bis 2018 unterrichtete er an der Musikhochschule Hanns Eisler, deren Rektor er auch zeitweise war und an der er studiert hat.

 

Sein Abschiedskonzert mit dem Philharmonischen Chor findet am 1. Juni in der Philharmonie statt. Auf dem Programm steht Franz Schmidts Oratorium „Das Buch mit sieben Siegeln“.

Der Philharmonische Chor befindet sich an der Schnittstelle zwischen den Berliner Profi-Ensembles, also dem Rias Kammerchor und dem Rundfunkchor, und der Vielzahl der Laienchöre. Was zeichnet ihn aus?
In letzter Zeit sind vor allem kleine Ensembles entstanden, vom Oratorienchor in der Tradition der Romantik wandte man sich zunehmend ab. Aber ich hatte immer Lust auf den großen Chor. Davon gibt es schon deshalb nicht viele, weil sie teuer sind, erst recht, wenn sie mit Orchester auftreten.

Der Philharmonische Chor ist ein starkes Ensemble mit geschulten, vielseitigen Stimmen, die alles machen können, von zeitgenössisch gefächerten Klängen über die große Romantik bis zum Bach-Choral. Und ich kann gar nicht genug die Wichtigkeit der Förderung durch den Senat hervorheben. Die gesamte Berliner Chor-Szene ist dank der Förderung gut aufgestellt.

Der Philharmonische Chor Berlin blickt auf eine über 140-jährige Tradition zurück © Sedlar & Wolff

Von den drastischen Kulturetat-Kürzungen blieben sie weitgehend verschont.
Vielleicht hat das mit der Corona-Zeit zu tun. Anfangs wurden die Chöre wegen der aspiratorischen Vorgänge extrem kritisch beäugt und für gefährlich erklärt

… es ging um Tröpfchenübertragung, um die Aerosole.
Mit dem damaligen Kultursenator Lederer waren wir jedoch im engen Austausch und nahmen an einem Feldversuch der Charité teil, die erforscht hat, wie viele angebliche Schadstoffe eine Laien-, eine Profi- oder eine Kinderstimme produziert. Die Kulturpolitik hat das eng begleitet und gesagt, wenn was Gutes rauskommt, dann unterstützen wir Euch. Genau das geschah dann. Lederer wollte das Gemeinschaftliche fördern bzw. die Nachteile des Singens während Corona mildern.

Wenn alle aneinander vorbeilaufen und sich nach Gemeinsamkeit sehnen, sind Chöre ein gutes Korrektiv. 
Der Dirigent Jörg-Peter Weigle

Sie führen vor allem geistliche Musik auf, Messen, Requiems, Passionen, Oratorien. Wozu brauchen wir Sakralmusik in Zeiten der Kirchenkrise?
An den Kirchenaustritten ist bestimmt nicht die Kunst schuld. Ich glaube, dass das, was die Religionen uns über die Jahrtausende vermittelt haben, in den Grundfesten nicht falsch ist. Mit diesen Grundfesten befassen sich die Stücke, die wir singen, und wir singen in der Philharmonie und nicht im sakralen Raum.

Wir vermitteln keine christlichen Botschaften, eher so etwas wie Orientierung. Bei allen negativen Seiten sind Religionen doch Systeme, in denen Regeln fürs Zusammenleben entwickelt wurden, und dafür, was recht und unrecht ist. Man muss nicht an die Erlösung glauben, aber vielleicht ja an die Verständigung darüber, wo es lang gehen soll.

Hat Ihre Herkunft als Pastorensohn aus Anklam Ihre Arbeit geprägt?
Oh ja. Als Pfarrerssohn hatte man es nicht leicht in der DDR, ich kam früh mit Repressionen in Berührung. Mein Vater schickte mich in den Thomanerchor, weil er befürchtete, dass ich nicht auf die Oberschule darf, wenn ich nur in Anklam in der Kirche singe. Bei den Thomanern zu singen, galt als gesellschaftliche Arbeit, sie war hoch anerkannt. Was die Wahrscheinlichkeit erhöhte, dass ich Abitur machen kann.

Und die religiösen Texte, mit denen Sie aufwuchsen?
Die haben mich eine Zeitlang weniger interessiert. Als ich im Studium die ersten Messen dirigierte, stellte ich jedoch fest, dass Franz Schubert im Glaubensbekenntnis entscheidende Sätze einfach weglässt, etwa den vom Glauben an die allumfassende Kirche. Ach, dachte ich, er glaubt wohl nicht dran! Ich fing an zu schauen, wo die anderen so ihre Probleme haben. Wie hat Beethoven in der „Missa solemnis“ mit seinem Gott gerungen! Chorgesang ist für mich keine Missionierung, sondern Auseinandersetzung.

„Wie hat Beethoven in der ,Missa solemnis’ mit seinem Gott gerungen!“ Jörg-Peter Weigle wuchs mit Kirchenmusik auf. © Peter Adamik

Sie sagen öfter, die Welt wäre besser, wenn mehr Menschen sich mit Kultur und Kunst befassten. Aber auch SS-Männer schätzten Bach und Schubert, und spätestens seit MeToo ist klar, dass Künstler keine besseren Menschen sind.
Das habe ich eh nie geglaubt. Künstler tragen mitunter eine größere Verantwortung. Manchen steigt das zu Kopf und sie denken, für sie gelten keine Gesetze. Trotzdem haben Kunst und Kultur die größeren Möglichkeiten, über die Vergangenheit und ihre Lehren, über Strukturen und gesellschaftliche Strömungen nachzudenken.

Sie hat auch die Möglichkeit zu sagen, wir haben geirrt. Oder: Wir sind am Ende, es braucht etwas Neues. Ist der Wald genug besungen, sollten wir uns auf den Menschen und die Aufklärung besinnen? Ist die Harmonie durch, sollten wir die Streitkultur befördern? Davon bin ich übrigens überzeugt: Wir brauchen nicht den Streit im Sinne einer gespaltenen Gesellschaft, sondern eine Streitkultur, um weiterzukommen.

Eine Spezialität des Philharmonischen Chors seit seiner Gründung 1882 ist die Aufführung neuer oder vergessener Werke, in letzter Zeit etwa Georg Schumanns „Ruth“-Oratorium und die „Große Messe“ von Walter Braunfels. Warum ist Ihnen das wichtig?
Wegen der institutionellen Förderung sehe ich es als unsere selbstverständliche Aufgabe an, solche Werke ans Tageslicht zu bringen. Und es macht Spaß zu gucken, auf welchem Fundament die großen Komponisten stehen. Aus der Zeit zwischen 1850 und 1930 gibt es unglaublich viel gute Musik, die oft geringschätzig als Kapellmeistermusik abgetan wurde. Mich interessieren diese Leute in der zweiten Reihe hinter Brahms, Mahler oder Schönberg, es sind oft unglaubliche Entdeckungen.

Die Kunst hat die Möglichkeit zu sagen, wir haben geirrt. Oder: Ist der Wald genug besungen, sollten wir uns auf den Menschen und die Aufklärung besinnen?
Jörg-Peter Weigle, Chor- und Orchesterdirigent

Sie verlängern mit dem Ende der Saison auch Ihren Vertrag beim Brandenburgischen Staatsorchester nicht, das Sie seit 2018 geleitet haben. Gab es da Verstimmungen? 
Nein, keineswegs. Ich bin jetzt 72, ich bin gesund, aber ich möchte wirklich aufhören und nicht mehr so viel beruflich – mindestens drei Abende die Woche allein für den Chor – gebunden sein. Ich konnte nie richtig abschalten. Das möchte ich ändern. Diese Zugabe in Frankfurt (Oder) von sieben Jahren war wunderbar, ich bin dankbar für die Zeit mit diesem tollen Orchester in der wunderbaren Konzerthalle, aber ich will es nicht überstrapazieren und möchte auch hier die Verantwortung nun in andere Hände geben.

Wie haben sich der Chorgesang und der Orchesterklang eigentlich verändert, seit Sie als Fünfjähriger anfingen, vor dem Plattenspieler zu dirigieren?
Es gibt eine Art Internationalisierung, vor allem beim Orchesterklang. Das Leipziger Gewandhausorchester klingt nicht mehr ganz so dunkel wie unter Kurt Masur. Und die Dresdner Staatskapelle hat immer noch ihren leichten, differenzierenden Klang, aber auch da findet eine Angleichung statt.

Meine Arbeit als Dirigent hat sich insofern verändert, als die Musiker technisch avancierter und selbstständiger sind. Heute wissen Orchester oft von sich aus ein Werk einzuordnen, man kann sofort am Klang arbeiten. Beim Chorgesang hat sich vor allem das Repertoire verändert, und speziell der Philharmonische Chor hat sein Spektrum von der Chorsinfonik bis zum A-cappella-Gesang weiterentwickelt, den er 2002 nicht so gut draufhatte. Ein work in progress: Es gibt kein Ende, sondern mit meinem Nachfolger Florian Benfer einen neuen Anfang.

Ihr letztes Konzert als Chefdirigent des Philharmonischen Chors bestreiten Sie am 1. Juni mit dem Oratorium „Das Buch mit sieben Siegeln“ von 1938. Der prekäre Aspekt: Der österreichische Komponist Franz Schmidt wurde von den Nazis hofiert. 
Fred K. Priebergs sehr gute Forschung zu Musikern in der NS-Zeit ergibt zumindest, dass der Nazi-Aspekt nicht ganz so groß ist, wie man oft denkt. Ich habe das Stück erstmals 1984 in Leipzig dirigiert, mit dem phänomenalen Peter Schreier als Johannes. Seitdem bin ich von dem Oratorium nach Motiven aus der Offenbarung infiziert, auch weil Chor und Orchester zeigen können, welche unterschiedlichen Sing- und Musizierweisen sie draufhaben.

Ein sensationell komponiertes, drastisches, apokalyptisches Werk: Wenn ich bei der Planung vor zwei Jahren gewusst hätte, wie unruhig die Welt im Moment ist, hätte ich womöglich etwas Ruhigeres gewählt. Am Ende besagt das Stück allerdings, dass man auch durch das Schwierigste hindurchkommen kann. Man darf sich nur nicht hinsetzen und warten, bis es vorbei ist, sondern muss sich dem aktiv stellen.

Tagesspiegel, 22. Mai 2025

Opulentes Oratorium

Georg Schumann
Ruth

CD-Kritik

Philharmonie Berlin
So, 05. März 2023

Leitung  Jörg-Peter Weigle

Jörg-Peter Weigle hebt einen symbolistischen Schatz, Chor- und Orchesterleistungen sind exzeptionell.

Einiges von Georg Schumann haben wir nicht zuletzt dank der Bemühungen von cpo schon kennenlernen können – nun wurde (aufgenommen 2023 in der Berliner Philharmonie) das rund 100 Minuten lange Oratorium ‚Ruth‘ op. 50 vorgelegt, das nach seiner Uraufführung 1908 auch beachtliche internationale Erfolge feiern konnte. Schumann war seit 1900 Leiter der traditionsreichen Berliner Sing-Akademie, wusste also fraglos sehr erfolgreich mit chorsymphonischen Werken umzugehen. Die Uraufführung seiner ‚Ruth‘ legte er aber, da er mit der Berliner Presse keine guten Erfahrungen gemacht hatte, in die Hände Richard Barths und der Philharmonischen Gesellschaft Hamburg.

Das Werk besteht aus zwei ungleich langen Teilen von je drei Szenen. Musikalisch bewegen wir uns in nach-Wagner’schen Welten, in Welten voller Symbolkraft und Rätselhaftigkeit, ganz typisch für seine Zeit – und eine solche Partitur erfordert größtmögliche Klarheit sowohl bei den Chortexturen als auch im Orchester – vor allem aber größtmögliche Textverständlichkeit.

Schumann hat für Ruth und ihre Schwiegermutter Naomi die bei weitem umfänglichsten Soli geschrieben, Boas und ein Priester sind daneben fast Staffage. Hanno Müller-Brachmann verleiht Ruths Zukünftigem Boas Autorität und Charakter, neben ihm wirkt Jonas Böhm als Priester weit weniger stark charakterisiert. Vor allem aber brauchen wir eine höchstkarätige Sopranistin für die Titelrolle und eine nicht minder begabte Mezzosopranistin für die Naomi – und da geht es nicht nur um klangliche Durchschlagskraft, Expressivität und Klangschönheit. Über beides können Marcelina Román (Ruth) und Julie-Marie Sundal (Naomi) hinreichend verfügen – mühelos können sie die orchestralen Klangmassen überstrahlen und verlieren auch neben den Chören nie an Präsenz. Textverständlichkeit? Na, da beginnt es zu hapern. Das Libretto (veröffentlicht auf der jpc-Website, um das Doppelalbum in eine schmale Hülle packen und trotzdem einen opulenten Booklettext bereitstellen zu können) ist dringend erforderlich, da gerade Sundal fast immer allzu gaumig singt, kaum ein Wort klar und pointiert beim Hörer ankommt; dazu ist ihre Stimme in der Tiefe matt (ihre Ausweisung als Altsängerin im Booklet wird durch ihr stimmliches Material klar konterkariert). Auch Román – vokal üppig und ausdrucksstark – ist  häufig textunverständlich, dazu intonatorisch nicht immer ganz sicher. Dies fällt ganz besonders auf in den Chorszenen, in denen der Philharmonische Chor Berlin (dem Weigle seit 2003 als Künstlerischer Leiter vorsteht) exaktest artikuliert, dazu perfekt rhythmisiert und darüber hinaus ein weites Spektrum an Emotionen zu vermitteln weiß. Die vielen komplizierten kontrapunktischen Passagen, die auch mit dem Orchester genau abzustimmen sind, sind der Höhepunkt der Aufführung. Das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt (Oder), immer wieder ein Garant für erstklassige Interpretationen auch unbekanntesten Repertoires, bietet auch hier eine tadellose, engagierte Leistung.

klassik.com cpo, 20. Mai 2025

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert:
Booklet:



 

,Ährenlese und Schöpfungsfeier‘

Georg Schumann
Ruth

CD-Kritik

Philharmonie Berlin
So, 05. März 2023

Leitung  Jörg-Peter Weigle

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war Georg Schumann eine der prägendsten Gestalten der deutschen Musiklebens – sein mutmaßliches Hauptwerk, das opernhafte Oratorium „Ruth“ (1908), wurde im In- und Ausland begeistert gefeiert. Jörg-Peter Weigle, der das Stück im Jahr 2003 neu entdeckte, zeichnet gut zwei Jahrzehnte später auch für die fulminante Einspielung verantwortlich.

Sie kommen aus unterschiedlichen Kulturkreisen und sind doch im Leid vereint: Ruth, die ihren Mann verloren hat, und ihre ebenfalls verwitwete Schiegermutter Naomi machen sich gemeinsam auf den Weg, um schweren persönlichen Schicksalsschlägen und der drückenden wirtschaftlichen Not zu begegnen. In der neuen Heimat Israel sind sie zunächst nicht willkommen, doch am Ende gibt es nicht nur für Ruth und Naomi wieder Grund zur Hoffnung. Gott, Natur und Menschen versöhnen sich in einer gewaltigen Apotheose und Schöpfungsfeier.

Ein so hymnisches Finale hält das kleine Buch „Rut“ im Alten Testament nicht bereit. Georg Schumann interessiert sich allerdings auch nur am Rande für die Illustrierung des biblischen Geschehens. Ihm geht es um eine Art Welttheater, das die Kraft der Empathie am Schicksal von hilf- und mittellosen, Ähren aufsammelnden Flüchtlingen erprobt, sich zu einer glühenden Leidenschaft verdichtet und dabei immer mehr Antworten auf die Frage nach dem Sinn und Zweck des menschlichen Daseins findet.

Musikalisch bietet der Komponist alles auf, was das frühe 20. Jahrhundert und die eigene Kreativität zu bieten hat: Wer die ganz große Oper, wuchtige Chorsätze und opulente Gesangslinien mag, wird hier begeistert zuhören – der Zwiegesang, den Ruth und Boaz zu höchster Emphase steigern, ist sicher nicht weniger exaltiert als die Ausbrüche der Straussschen „Salome“, der gegenüber Schumann seine Hauptfigur ironisch als „keusches Weib“ charakterisierte. In knapp zwei Stunden lässt sich aber auch Hauchzart-Patorales, betörend Spätromantisches und sogar Symbiotisches entdecken, wenn traditionelle hebräische Melodien auf abendländische Stimmen und Instrumente treffen.

In Schumanns weitverzweigten, schillernden und intensiv leuchtenden Klanglandschaften ist viel Raum, der dem Philharmonischen Chor Berlin Platz für einen eindrucksvollen Auftritt gewährt. Mit dem Brandenburgischen Staatsorchester Frankfurt unter dem „Ruth“-Experten Jörg-Peter Weigle gelingt dem Ensemble eine veritable Referenzaufnahme, zu der die vier in ihren Rollen sprichwörtlich aufgehenden Solisten Entscheidendes beitragen. Dass Marcelina Román (Ruth), Julie-Marie Sundal (Naomi), Hanno Müller-Brachmann (Boaz) und Jonas Böhm (Priester) für ihre herausfordernden Partien vielfältige Erfahrungen auf Opernbühnen mitbringen, kommt diesem Genregrenzgänger besonders zugute.

Ein abschließendes Wort zu dem bei cpo gewohnt ansprechenden und umfangreichen Booklet: Gottfried Eberle lässt einer tiefschürfenden Werkeinführung eine nicht minder interessante Rezeptionsgeschichte folgen. Seine Anmerkung, die musikalische Avantgarde hätte in den 1950er Jahren nachgerade die ´Macht ergriffen´ und so einer verdienten Würdigung Georg Schumanns im Weg gestanden, ist gleichwohl ein verbaler Fehlgriff, der historisch entgleist. Schumann war – trotz erkennbarer Distanz zur Ideologie des Dritten Reiches – als Musiker und Komponist, Direktor der Berliner Sing-Akademie (1900-50) oder Präsident der Preußischen Akademie der Künste (1934-45) durchaus Teil des nationalsozialistischen „Kultur“lebens. Eberle selbst zeichnet nach, wie sich der Komponist dem Druck des Goebbels-Ministeriums beugte und 1942/43 einer Neufassung des Oratoriums unter dem Titel „Lied der Treue“ zustimmte, die offenkundig allein dem Zweck diente, die „alttestamentarischen Stellen“ weitestmöglich zu beseitigen. Erst 1946 wurde das Oratorium wieder in seiner ursprünglichen Gestalt aufgeführt.

Unter diesen Umständen kann der musikalischen Avantgarde nach 1945 kaum zum Vorwurf gemacht werden, Georg Schumann (und anderen Kunstschaffenden mit vergleichbaren Biografien) ein ausgeprägtes Distanzgefühl entgegengebracht zu haben. Bis heute und in Zukunft müssen die Brüche in ihrem Leben und Werk Teil der Rezeption sein – wie es im vorliegenden Fall ja durchaus auch geschehen ist.

kulturabdruck, 17. März 2025

,Musikalische Friedensforderung‘

Emil Nikolaus von Rezniček
Frieden – Eine Vision für Chor, Orgel und Orchester

Gioachino Rossini
Stabat Mater

philharmonie berlin
18. Oktober 2023

Leitung  Jörg-Peter Weigle

Musikalische Friedensforderung von 1915: Der Philharmonische Chor Berlin entdeckt Reznicek
Ambitioniertes Projekt: Der Philharmonische Chor Berlin brachte in seinem 1. Abonnementskonzert am 18. Oktober das von ihm 1915 uraufgeführte Chorwerk „Frieden – eine Vision“ von Ernst Nikolaus von Reznicek. Jörg-Peter Weigle dirigierte die spannende Wiederentdeckung der traditionsreichen Chorvereinigung, es spielte das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt. Vor Gioachino Rossinis „Stabat mater“ machte „Frieden – eine Vision“ in der Berliner Philharmonie auch aufgrund der aktuellen Situation großen Eindruck.

Nach der gleichgültig aufgenommenen Uraufführung am 14. Januar 1915 in der Alten Philharmonie Berlin konnte sich der Verlag Bote & Bock nicht zum Druck des halbstündigen Werkes „Frieden – Eine Vision“ entschließen. Die handschriftliche Partitur des vor allem durch die Ouvertüre zu seiner Oper „Donna Diana“ bekannten Ernst Nikolaus von Reznicek (1860 bis 1945) wurde im Zweiten Weltkrieg vernichtet. Das Werk galt als verloren, bis 2016 eine Abschrift im Archiv des Chicago Symphony Orchestra entdeckt wurde. Dessen Chefdirigent Frederic Stock hatte es 1922 zur Ansicht bestellt, allerdings nicht aufgeführt.

Die für 2022 geplante Aufführung von „Frieden – Eine Vision“ durch den Philharmonischen Chor Berlin zerschlug sich wegen der Pandemie. Ursprünglich sollte – wie zur Uraufführung – Anton Bruckners Messe f-moll auf das Programm gesetzt werden. Michael Wittmann, Herausgeber der Editio Reznicek, hielt die Kombination mit Rossinis „Stabat mater“ für legitim, weil Reznicek gern Werke Rossinis dirigierte.

Der von Reznicek selbst geschriebene Text zu „Frieden – Eine Vision“ entstand nach einem Traum kurz vor Weihnachten 1913. In diesem sah Reznicek einen Soldaten, der sich kurz vor seinem Tod in eine Friedensvision verspinnt. Reznicek vollendete Text und Komposition am 20. April 1914, bei der vom Komponisten dirigierten Uraufführung hatte der Erste Weltkrieg bereits begonnen. Die Partitur entstand zwischen Rezniceks symphonischem Gedicht „Der Sieger“ (1913) und dem Chorwerk „In memoriam“ (1915).

Der Aufbau folgt – weitaus nobler und weniger plärrig als Richard Strauss’ Oper „Friedenstag“ (München 1938) – dem Topos „Durch Bedrängnisse zu den Sternen“. Am Beginn raunen düstere Streicher, Seufzer der Holzbläser mischen sich darunter. Im zweiten Teil tritt der Chor hinzu. Bis zu den finalen Versen „Lasst uns den Frieden! Wir wollen den Frieden!“ lichtet und füllt sich Rezniceks Orchestersatz mit üppiger Dur-Diatonik und klarer, fast volksliedhafter Hymnik. Der dichte Instrumentalsatz steigert die Wirkung indes fast rauschhaft. Dabei steht Reznicek eher bei den liedhaft gestaltenden Spätromantikern wie Humperdinck als bei den Vordenkenden Richtung der Moderne und sich auflösenden Formen. Weigle, der Chor und das Orchester gestalten den Bogen vom Gräulichen ins Licht, die Mahlerhaft fernen Militärkapellen-Pfiffe und Rezniceks eindrucksvolle Klangpalette erst mit Sorgfalt, später mit gelockerten Zügeln. Den Versen „Reicht dem Feind die Freundeshand“ stehen im Mittelteil fast martialisch gleißende Choreinsätze gegenüber. Insgesamt ein beeindruckendes Werk, das Furcht und Hoffen mit einem großen, in einigen Momenten auch geharnischten Klangkosmos einfängt. Das Staatliche Orchester Brandenburg vereint Präzision und homogene Fülle.

Erstaunlich, dass sich so viele Chöre für Rossinis „Stabat mater“ begeistern. Zwischen dessen großen, vom Philharmonischen Chor mit erlesener Schönheit vorgetragenen Rahmensätzen dienen die Chorpartien hier vor allem als Vorbereitungen zu Rossinis im Stil seiner letzten Pariser Opern gestalteten Solistenpartien. Weigle kehrt allerdings mehr die Stellen heraus, in denen der ganz späte Rossini den späteren Verdi vorwegnimmt. Einen idealen Basso cantante zeigte Artur Janda. Aleksandra Kubas-Kruk hatte das passende Leuchten im edlen Engelssopran. Der kurzfristig eingesprungene Shimon Yoshida nahm das berühmte Tenor-Solo „Cujus animam gementem“ mit feinem Leichtgewicht, Niina Keitel ergänzte zuverlässig. Es überraschte also nicht, dass dem gerne Belcanto-Futter goutierenden Berliner Publikum der zweite Konzertteil genauso gefiel wie Rezniceks dramatische Friedensforderung.

Deutschlandfunk Kultur sendet den Mitschnitt des Konzerts voraussichtlich am 9. November 2023.

Neue Musikzeitung, 19. Oktober 2023

,Aus der Neuen Welt‘

Ralph Vaughan Williams
A Sea Symphony

Frederick Delius
Songs of Farewell

philharmonie berlin
15. Mai 2019

Leitung  Jörg-Peter Weigle

‚Aus der Neuen Welt‘

Christian Schmidt lauscht dem Rauschen des Meeres

 

Eigentlich bemühen sich ja vorzugsweise englische Dirigenten, die Musik ihrer Landsleute aufzuführen. Aber ein Jubiläum wie der 200. Geburtstag des amerikanischen Dichters Walt Whitman hat Jörg-Peter Weigle , Chefdirigent des Philharmonischen Chores Berlin, inspiriert, Meilensteine der insularen Musikgeschichte aufzuführen. Ausgerechnet die Engländer Frederick Delius und Ralph Vaughan Williams, politisch nicht gerade die glänzendsten Optimisten, vertonten Teile von Whitman Hauptwerk ‚Grashalme‘, das aus dem erstarkten Selbstbewusstsein der Neuen Welt seine hymnische Kraft schöpft. Beide vertonten die Meereshuldigungen des Amerikaners in saftigen Farben und zeichneten die Unermesslichkeit der See als Metapher des Lebens nach.

Eine Entdeckung, denn Frederick Delius und Ralph Vaughan Williams stehen als Vokalkomponisten selbst in Berlin höchst selten auf dem Programmzettel. Da hilft die vom Senat unterstützte Kooperationsbereitschaft des Konzerthausorchesters, das mehrfach im Jahr Laienchöre begleitet. Das hebt einerseits die Motivation der ambitionierten Sänger, andererseits die des Publikums, in der Philharmonie auf Entdeckungsreise zu gehen.

Tagesspiegel, 11. Mai 2019

Pressestimmen

„Alle Menschen werden Brüder“

Ludwig van Beethoven
9. Sinfonie mit Schlusschor „Ode an die Freude“

konzerthaus Berlin
28. Dezember 2018

Leitung  Jörg-Peter Weigle

„Alle Menschen werden Brüder“: Beethovens IX. im Konzerthaus

 

Die Neunte Sinfonie von Beethoven, gespielt vom Brandenburgischen Staatsorchester Frankfurt unter Jörg-Peter Weigle, im Konzerthaus

Jeder kann die Ode an die Freude mitsingen, Beethovens weltberühmte Schillervertonung im Schlusssatz seiner Neunten Sinfonie. Bei deren erstem Satz ist das schon viel schwieriger, denn die Neunte beginnt chaotisch. Das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt unter der Leitung von Jörg-Peter Weigle spielte sie am Freitagabend im restlos ausverkauften Konzerthaus am Gendarmenmarkt. Zupackend direkt, ohne Partitur vor der Nase, schlug Weigle den Takt für den an Paukenwirbeldramatik nicht gerade armen Beginn eines Musik gewordenen Kampfes.

Es ist ein Kampf für hehre Ideale, für Brüderlichkeit und Frieden. Doch dort sind wir noch lange nicht. Weigle muss sein Orchester erst durch den rastlosen zweiten Satz in die Träumerei des Adagios treiben, das so erhaben klingt, wie die Vision von Menschenglück und Frieden auf Erden nun einmal ist. Nichtsdestotrotz wird selbst der übers Sinfonische hinauswachsende vierte Satz noch gestört durch dramatisch hereinbrechende Presto-Phrasen, bevor Andreas Bauer Kanabas mit seinem Parade-Bass endlich eingreifen darf und mit dem Freudenthema das Chorfinale eröffnet.

Mit Bauer Kanabas stehen die hervorragende Sopranistin Robin Johannsen, Altistin Britta Schwarz und der Tenor Tomasz Zagorski auf der Bühne. Sie dürfen sich auf ein hochklassiges Orchester verlassen, dessen stark geforderte Bläsersektion sich gestochen scharf und triumphant durch dieses Mammutwerk arbeitet. Der Rang hinter der Bühne wird vollständig vom Philharmonischen Chor Berlin ausgefüllt, der angetreten zu sein scheint, das Orchester noch in den Schatten zu stellen. Mit Bravour verleihen die Sängerinnen und Sänger dem ohnehin schon gewaltigen Finale größtmögliche Majestät.

Nun ist die Programmplanung bei Jahresabschlusskonzerten wie diesem selten besonders originell. Es tut trotzdem gut, dieses häufig aufgeführte Werk wieder einmal in voller Länge zu genießen. Fast zweihundert Jahre ist es alt. Elf lange, sinfonielose Jahre waren seit der Achten vergangen, als Beethovens Neunte 1824 in Wien uraufgeführt wurde. Ihr Schöpfer war da bereits völlig ertaubt. Nicht nur Jahre persönlichen Leids jedoch fanden in dem späten opus magnum Beethovens ihren Niederschlag.

Noch mehr waren es die bedrückenden politischen Entwicklungen der Ära nach dem Wiener Kongress. Der Humanist Beethoven stemmte sich mit der wahrhaft revolutionären Programmatik seiner Neunten gegen die Reaktion und den schleichenden Verfall bürgerlicher Ideale. Muss die Parallele zu heute erwähnt werden? „Alle Menschen werden Brüder“, das ist eine Botschaft, die es außerhalb von Konzertsälen schon wieder sehr schwer hat. In ihr liegt die ungebrochene Aktualität dieser gewaltigen Sinfonie begründet.

Berliner Morgenpost vom 28. Dezember 2018

Pressestimmen

Naturgewalt

Zoltán Kodály
Budavári Te Deum

Leoš Janáček
Mša glagolskaja (Glagolitische Messe)

philharmonie berlin
17. oktober 2018

Leitung  Jörg-Peter Weigle

Der Philharmonische Chor und die Staatskapelle Halle mit Janáceks ,Glagolitischer Messe‘ und Kodálys ,Te Deum‘.

Frömmigkeit kann auch ganz anders klingen als im Lande von Händel und Bach. Nach Naturlaut und Minimal Music, Geschrei und Geflüster, verzückt und archaisch, gregorianisch und volksnah zugleich, chromatisch und synkopisch vertrackt.

Schrille Geigen, funkelnde Trompeten, insistierende Tonrepetitionen, eine munter aufbrausende Orgel: In Leoš Janáceks ,Glagolitischer Messe‘ (1926 – 1928) ist Gott eher in den Wäldern zuhause und den Niederungen der menschlichen Tragödie als in himmlischen Sphären. Der Glaube siedelt zwischen tobenden Winden und murmelnden Bächen, während Chor und Orchester in Siebenmeilenstiefeln das Erdenrund durchschreiten. Auf bange Evokationen folgt aggressiver Jubel, bis das Bekenntnis „Veruju – ich glaube“ im altslawischen Idiom mit seinen weichen Konsonanten wie eine Geisterbeschwörung anmutet. Ein Akt der Besänftigung.

Der Philharmonische Chor Berlin und die Staatskapelle Halle haben sich das eigentümliche, technisch höchst anspruchsvolle pantheistische Sakralwerk mit Orchester-Intrada, Orgelsolo und Schlussfanfaren vorgenommen; in der Philharmonie erklang es zuletzt 2013 (und demnächst, im November, erneut unter Leitung von Simon Rattle). Ein ehrgeiziges, lohnenswertes Unterfangen. Auch wenn die Anstrengung mitunter zwischen den Noten hervorblitzt, das Blech bei den Fanfaren schwächelt und die Solisten (Camilla Nylund, Karina Repova, Tomasz Zagorski, Jozef Benci) Janáceks durchaus theatralischen Duktus allzu opernhaft intonieren.

Der Chor unter Jörg-Peter Weigle legt wie schon bei Zoltán Kodálys ,Te Deum‘ (1936) große Homogenität an den Tag, besticht mit warmem, volltönendem, nie auftrumpfendem Klang. Auch die metallische Schärfe, die Kodály den Sopranen abverlangt, macht den Sängerinnen keine Mühe – nur wünschte man sich bessere Textverständlichkeit.

Das erste und (beinahe) letzte Wort hat der Merseburger Domorganist

Michael Schönheit bestreitet nicht nur die vorletzten Takte bei Janácek, der Merseburger Domorganist hat auch das erste Wort an diesem Abend, mit Liszts ,Präludium und Fuge über B-A-C-H‘. Die Komposition wurde ebendort uraufgeführt, in Merseburg im Jahr 1956: noch so ein dramatisch ausholendes, mit abrupten Registerwechseln und raumgreifenden Crescendi die Kirchenmauern sprengendes Werk. Schade übrigens, dass der Saal nicht voll ist – was wohl damit zu tun hat, dass der Rias-Kammerchor gleich nebenan im Kammermusiksaal seinen 70. Geburtstag feiert. Berliner Chorgesang-Fans mussten sich entscheiden.

Tagesspiegel

Pressestimmen

Lust am Untergang

Hector Berlioz
Grande Messe des Morts (Requiem)

konzerthaus berlin
karfreitag 14. april 2017

Leitung  Paul McCreesh

Strafgericht und Klanggewalt: Das Berliner Konzerthausorchester, der Philharmonische Chor und die Berliner Singakademie führen Berlioz’ Totenmesse auf.

Lebt der Mensch verantwortungslos? Und werden wir unseren gemeinsamen Untergang im von uns eingeleiteten Anthropozän selbst verschulden? Gelassen und eigentlich erschreckend ergebnisoffen diskutiert eine Runde aus Wissenschaftlern und Philosophen diese Frage im Radio, doch wir können die Sendung nicht zu Ende hören: Wir sind im Konzerthaus verabredet, wo wir uns live und in düsteren Klangfarben der Vision eines apokalyptischen Strafgerichts hingeben können. Auf dem Programm steht Hector Berlioz’ ,Grande Messe des Morts‘ mit ihrem monumental ausgemalten ,Dies Irae‘.

Die Lust, dies vom bequemen Sitz aus mitzuerleben, ist groß. Das Publikum im ausverkauften Saal applaudiert, bis nicht nur der Philharmonische Chor Berlin und die Sängerinnen und Sänger der Berliner Singakademie, sondern auch der letzte Musiker des in maximaler Stärke aufspielenden und in mehrere Fernorchester aufgespaltenen Konzerthausorchesters seinen Platz eingenommen hat. Unter Kontrolle bringt die Klanggewalten Paul McCreesh, der mit hochrotem Kopf Momente physischer Erschütterung und von dröhnendem „gothic horror“ beschwört.

Berlioz’ Totenmesse ist die denkbar lauteste Bitte um Ruhe

Und doch fehlt der Totenmesse des keinesfalls gläubigen Berlioz, die der Untermalung unterschiedlichster und geradezu konträrer politischer Anlässe diente und nebenbei auch die denkbar lauteste Bitte um Ruhe darstellt, jener tiefere Wahnwitz, welcher der „Symphonie fantastique“ innenwohnt, dem bekanntesten Werk dieses bis zur Ekstase hochsensiblen und doch hoch reflektierenden Künstlers. Bisweilen liegt dies einfach nur an fehlenden Nuancen. McCreesh verfehlt den sprachverliebten französischen Deklamationsstil, der zwischen deutschem Vortrag und italienischer Kantabilität liegt. Und er legt zu viel Wert auf Linie und logische Steigerung, statt auf Wortaffekt und Klangfarbe zu setzen.

Bisweilen werden die Chormassen auch zu sehr vom Orchester überdeckt, was insbesondere im Offertorium schade ist, in dem der farbige Orchestersatz eigentlich aus der vokalen Beschwörung hervorgehen sollte. Gelungen hingegen das Wechselspiel zwischen exakt fugierendem Chor und Solist im Sanctus, bei dem Robert Murray mit muskulösem Tenor aus der Ferne den von positiver Energie erfüllten Seraphen gibt.

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Konzert zu Karfreitag

Hector Berlioz
Grande Messe des Morts (Requiem)

konzerthaus berlin
karfreitag 14. april 2017

Leitung  Paul McCreesh

Am 14. April spielte das Konzerthausorchester Berlin unter der Leitung von Dirigent Paul McCreesh das „Konzert zu Karfreitag“. Zu hören war die ,Grande Messe des Morts‘ von Hector Berlioz, die als beeindruckend gewaltiges Werk bekannt ist. Clemens Goldberg hat sich das „Konzert zu Karfreitag“ im Konzerthaus Berlin angehört.

„ … sehr beachtlich diese beiden Chöre zusammen, ganz erstaunlich homogen, sogar mit französicher Aussprache …“

„ … wirklich Chapeau für diese Leistung, dass es alles sauber war…die hohen Tenorstimmen …“

„ … es ist wirklich toll, wie diese Chöre das schaffen …“

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Pressestimmen

Entwaffnend

Ralph Vaughan Williams
Dona Nobis Pacem

Gabriel Fauré
Requiem

philharmonie berlin
02. november 2016

Leitung  Jörg-Peter-Weigle

Unermüdliche Entdeckungsfreude. Der Philharmonische Chor singt Gabriel Fauré und Ralph Vaughan Williams unter der Leitung von Jörg-Peter Weigle.

Trotz Brittens ,War Requiem‘ und dem ,Dream of Gerontius‘ von Edward Elgar, der inzwischen auch hierzulande regelmäßig aufgeführt wird, bleiben weite Teile des reichen englischen Chorrepertoires aus dem 20. Jahrhundert dem deutschen Publikum unbekannt. Da kann man sich freuen, dass der unermüdlich entdeckungsfreudige Philharmonische Chor mit Ralph Vaughan Williams’ ,Dona nobis pacem‘ eine Rarität vorstellt, die sich freilich im Heimatland des Komponisten großer Beliebtheit erfreut.

Vielleicht liegt es an mangelnder Vertrautheit mit dieser Klangsprache, wenn man an diesem Abend in der Philharmonie weniger einen Individualstil als Anklänge an Bekannteres hört: Zitate aus Verdis Requiem, Parsifaleskes und, in den marschartigen Passagen, viel Gustav Mahler. Mit dem Kontrast zwischen apokalyptischen und zarten Momenten sowie der Verbindung aus liturgischem Text und Antikriegslyrik weist das 1936 uraufgeführte Werk zudem deutlich auf das ,War Requiem‘ voraus.

Unaufdringliche Friedensbotschaft

Die vorhandene Kitschgefahr bannt der Philharmonische Chor unter der souveränen Leitung seines Chefdirigenten Jörg-Peter Weigle mit einer außerordentlich kultivierten Interpretation. Angesichts perfekter Intonation und vorbildlicher Piano-Kultur glaubt man kaum, dass die Mitglieder des Ensembles Laien sind. Nur gelegentlich wünscht man sich eine schärfere Attacke, zumal das engagiert und tonschön agierende Konzerthausorchester im ersten Teil des Abends zuweilen sehr robust auftritt.

Die Koppelung mit Gabriel Faurés ,Requiem‘ ist auch deshalb sinnfällig, weil Vaughan Williams bei Faurés Schüler Ravel studiert hat und beide Werke eine ähnliche Besetzung mit Soloparts für Sopran und Bariton aufweisen (bewegend: Marietta Zumbült und Krešimir Stražanac). Die Konfrontation mit einem in der Vorahnung des Zweiten Weltkriegs geschriebenen Stück verstärkt noch die Wirkung der entwaffnend stillen und liebenswürdigen Totenmesse des Franzosen. Das Publikum bedankt sich mit großem Applaus für die eindrückliche und unaufdringliche Friedensbotschaft.

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Ein Abend von großer Aktualität

Ralph Vaughan Williams
Dona Nobis Pacem

Gabriel Fauré
Requiem

philharmonie berlin
02. november 2016

Leitung  Jörg-Peter-Weigle

Zum Auftakt seiner Abonnementskonzerte präsentierte der Philharmonische Chor Berlin gestern eine französisch-englischen Liaison von Gabriel Faurés Requiem und dem bei uns selten aufgeführten ,Dona Nobis Pacem‘ von Ralph Vaughan Williams. Clemens Goldberg berichtet vom Abend in der Philharmonie:

„ … Williams spürte, dass der Frieden in Gefahr war … darin liegt die Aktualität des Stückes – eine sehr sehr gute Wahl!“

„Fauré will nicht an die Hölle rühren … er will Ruhe und Frieden beschwören und da war der Chor ganz in seinem Element“

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Was von Herzen kommt

Johann Sebastian Bach
Matthäus-Passion

philharmonie berlin
08. märz 2016

Leitung  Jörg-Peter Weigle

Der Philharmonische Chor gibt einen Bach-Abend in der Berliner Philharmonie

Traditionen mischen sich, wenn „Preußens Hofmusik“ auf den Philharmonischen Chor Berlin trifft, um die Matthäus-Passion von Bach zu interpretieren. Preußens Hofmusik, ein Orchester zusammengesetzt aus Mitgliedern der Staatskapelle und Gästen, spielt zwar auf modernen Instrumenten, öffnet sich aber historischer Aufführungspraxis. Denn am ersten Pult der Violinen sitzt Stephan Mai, einer der Konzertmeister der renommierten Akademie für Alte Musik, und seine animierende Körpersprache bildet Konkurrenz und Hilfe für den Maestro am Dirigentenpult.

Seit 2003 leitet Jörg-Peter Weigle den vor 130 Jahren gegründeten Chor. Das heißt für ihn, klassische Oratorientradition mit aktueller Spielweise zu verbinden. Gern experimentiert er auch auf Seitenpfaden der Musikgeschichte.

So sind zehn Jahre vergangen seit der letzten Aufführung der Matthäus-Passion durch den Chor. Neu ist die Zusammenarbeit mit Preußens Hofmusik, die für lineare Transparenz und Bläserglanz einsteht. Wo ließen sich die „Tropfen meiner Zähren“ lieblicher vernehmen als hier in der Philharmonie?

Die Konzentration überträgt sich auf das Publikum

Ein Andachtsbild, sehr zart und getragen, bleibt „Wenn ich einmal soll scheiden“, während die Choräle im übrigen in natürlichem Fluss mit deutlichen Dissonanzen musiziert werden. Auch das Crescendo „Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen“ folgt im Ausdruck als Seelenmusik. An der Spitze blendender Chorvirtuosität steht der Vivace-Satz „Sind Blitze, sind Donner in Wolken verschwunden“, der auf die Gefangennahme Jesu reagiert. Bei stilistischer Großzügigkeit herrscht eine Konzentration, die sich spürbar auf das Publikum überträgt. Zahlreich sind die Knaben des Staats- und Domchors um die Orgelempore postiert, um den Cantus firmus von oben strahlend in den Saal zu schicken.

Gesegnetes Sachsen – als Land der Musik: Konzertmeister Mai kommt aus Leipzig, Jörg-Peter Weigle war Thomaner, Andreas Scheibner Kruzianer, bevor er an der Semperoper Karriere machte. Die Christus-Partie gibt er unsentimental, mit herber, eindrucksvoller Diktion: „Ich werde den Hirten schlagen.“ Hervorragend in Leuchtkraft und Affekt klingt „Ich will dir mein Herze schenken“ von der Sopranistin Letizia Scherrer, die weiteren Arien singen Ivonne Fuchs und Tobias Berndt auf fesselndem Niveau.

Und noch ein Leipziger: Als Evangelist ist André Khamasmie zu entdecken. Berichterstatter in schöner Rede, höhensicher, scheinbar beiläufig und dabei voller Hingabe.

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Blick in die Sterne

Josef Rheinberger
Der Stern von Bethlehem

Johann Sebastian Bach
Magnificat

philharmonie berlin
22. dezember 2015

Leitung  Jörg-Peter-Weigle

Rheinbergs Weihnachtskantate ,Der Stern von Bethlehem‘ und Bachs ,Magnificat‘:
Das Weihnachtskonzert des Philharmonischen Chors in der Philharmonie

Von unten über die große Sekunde hoch in die Oktav: Das Sternenmotiv in Josef Rheinbergers Weihnachtskantate von 1890 schwingt sich wundersam himmelwärts, ausgerechnet dann, als im Text der „himmlische Segen“ auf die Erde herabsinkt. Helle Soprane, mühelose Spitzentöne, lichte Harmonien, sanfte Disharmonien – warum nicht mal auf spätromantische Manier die Geburt Christi besingen? Im „Stern von Bethlehem“ reimt sich „Krippe“ auf „Lippe“ und „Erlöser der Welt“ auf „Händchen hält“.

Eine Kantate über das Ende der Dunkelheit, mit hellen Sopranen und lichten Harmonien

Das Werk des lange fast vergessenen Komponisten Rheinberger erinnert mal an die „Ernsten Gesänge“ von dessen Freund Brahms, mal an die verklärend-klassizistische Ästhetik der Nazarener. Wobei der Philharmonische Chor unter Leitung seines Chefs Jörg-Peter Weigle den für heutige Begriffe leicht kitschigen Text (von Rheinbergers Ehefrau Fanny von Hoffnaaß) mit größtmöglicher Natürlichkeit versieht. Die nie forcierende, gut durchhörbare, edle Klangkultur des Ensembles steht der Kantate über das Ende der Dunkelheit gut zu Gesicht – auch wenn man sich die Männerstimmen etwas kräftiger wünschte.

Das Konzerthausorchester durchsetzt die somnambulen Chorszenen und Arien mit organischem Pulsschlag, mal im weich abgefederten Pastoralton, mal von kurzen Blitzen durchzuckt, wenn die Weisen aus dem Morgenland vom Gewittersturm heimgesucht werden.

Friede auf Erden, Jörg-Peter Weigle macht daraus eine Frage des Takts und des Timbres: In Bachs „Magnificat“ sorgt Karin Dahlberg mit ihrem vollfarbenen, anmutigen Sopran erneut für bewegende Momente; die sich aneinander schmiegenden Stimmen der Altistin Karin Repova (anstelle der erkrankten Britta Schwarz) und des Tenors beim „Et misericordia eius“ tun es ihr gleich. Roman Trekels Opern-Vibrato passt zwar nicht ganz ins Bild, aber der Chor lässt sich von so viel engelsgleichem Gesang doch dazu inspirieren, weiter Ballast abzuwerfen. Grazil, gläsern die Tutti: Schon in Rheinbergers Schlusschor hatten die Sänger die Stille beschworen. Friede auf Erden? Manchmal hilft es schon, einen freundlichen, behutsamen Ton anzuschlagen.

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Die Demut einer Quadrupelfuge

Franz Schmidt
Das Buch mit sieben Siegeln

philharmonie berlin
08. november 2015

Leitung  Jörg-Peter-Weigle

In der Philharmonie: ,Das Buch mit sieben Siegeln‘

Was ließe sich aus diesem Bibel-Text nicht alles machen! Nichts weniger als Weltuntergang wird in der Offenbarung des Johannes ja unter anderem beschrieben, der „jüngste Tag“, an dem sich die Gräber auftun und finales Gericht gehalten wird. Da hört man beim Lesen die Pauken prasseln und die Posaunen dröhnen. Jedoch kaum etwas davon bei Franz Schmidts Oratorium ,Das Buch mit sieben Siegeln‘, vollendet 1937. Ein bisschen Kontrabassgrummeln, um die Erde erbeben zu lassen, ein wenig Flötenschimmer, wenn es blitzt. Das erstaunt um so mehr, als der Wiener Schmidt in einem Umfeld lebte und wirkte, zu dem etwa auch Gustav Mahler und Richard Strauss gehörten; jahrelang diente er als Solocellist in der Wiener Hofoper dem Hofoperndirektor Mahler.

Und wie wäre der bei einem ähnlichen Thema klangmalerisch in die Vollen gegangen! Im letzten Satz der 2. Sinfonie hat Mahler es angedeutet, einer Vision vom jüngsten Gericht. Dass allerdings auch Schmidt den zuckersüßen Ton beherrscht, war kürzlich bei den Philharmonikern zu hören, als Zubin Mehta die zigeunerisch-sattklingende Zwischenmusik aus der Oper ,Notre dame‘ zur Aufführung brachte. Wiederum nichts als solcher Süßlichkeit in seinem ,Buch mit sieben Siegeln‘.

Am Sonntagabend war das Stück in der Philharmonie wieder einmal zu hören, nachdem es zuletzt vor bald 20 Jahren vom Deutschen Symphonie-Orchester aufgeführt worden war. Der Philharmonische Chor sang, die opernerprobte, fein zirpende Staatskapelle Halle spielte, Jörg-Peter Weigle dirigierte. Es wurde eine sehr feingliedrige, in den schönsten Momenten elegant schwebende, in schwächeren Momenten etwas zaghafte Aufführung. Besser so als zu viel, denkt man sich jedoch, wo Schmidt dann doch mal den kompletten Klangapparat von der Leine lässt. Etwa in jener abenteuerlich komplexen Quadrupelfuge, mit der die Öffnung des siebten und letzten Siegels besungen wird. Jedoch droht auch hier keine Entgleisung wie etwa bei Max Reger in seinem schwer sich wälzenden 100. Psalm. Fest ist der katholische Boden, auf dem sich Franz Schmidt bewegt – und das schließt klangliche Demut mit ein. Keine geringere Leistung angesichts des rätselhaften Bilderreichtums dieses Bibeltextes, der seit jeher die Fantasie des Lesers anregt.

Entscheidend sind bei Schmidt die zahlreichen Ruhepunkte, während derer der Hörer Möglichkeit hat, die Bilderflut sacken zu lassen. Beispielhaft dafür stehen die zwei Orgelzwischenspiele, die Distanz zum Geschehen schaffen und im typischen Kirchen-Sound klar machen, dass das alles auch nicht das Mindeste mit Oper zu tun haben will. Organist Michael Schönheit gibt dem sehr selbstbewusst Ausdruck. Stark ist auch Tenor Dominik Wortig, bei dessen Johannes die musikalische Tradition spürbar bleibt: in der Nachfolge des Evangelisten in den Bach’schen Passionen. Hanno Müller-Brachmann singt einen kraftvollen Gottvater. Hoffentlich müssen wir auf die nächste Aufführung diese großartigen Stücks nicht wieder 20 Jahre warten.

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Das Weltende in einem großen Oratorium

Franz Schmidt
Das Buch mit sieben Siegeln

dom zu merseburg
20. september 2015

Leitung  Jörg-Peter-Weigle

Ein würdiger Abschluss der Merseburger Orgeltag: Minutenlangen, stehenden Applaus gab es am Sonntagabend nach der Aufführung von Franz Schmidts Oratorium ,Das Buch mit sieben Siegeln‘ im Dom der Stadt. Das anspruchsvolle Werk für Soli, Chor, Orgel und Orchester gehört wie sein Komponist zu jenen, die dem breiten Publikum eher weniger bekannt sind. Umso gewaltiger entfaltet sich dann die Wirkung des glanzvoll aufgeführten Oratoriums. Schmidt, geboren 1874 in Pressburg, dem heutigen Bratislava, lebte in Wien, wo er 1939 hochgeehrt gestorben ist. Im ,Buch mit sieben Siegeln‘ (…) hat er den gewaltigen Versuch unternommen, die Apokalypse zu vertonen – auf der Grundlage der Offenbarung des Johannes, des letzten Buches des Neuen Testaments. Wer Text und Musik hört, wird angesichts der Weissagung furchtbaren Schreckens, der vor der Erlösung stehen soll, emotional tief aufgewühlt sein. Bedenkt man, dass die Komposition von 1935 bis 1937 entstanden ist, wird man sie auch als ein Zeichen ahnungsvollen Schreckens deuten wollen, ausgelöst von der heraufziehenden Nazi-Gefahr. Man kann über Schmidt aber auch lesen, er habe zu den Befürwortern des sogenannten Anschlusses Österreichs an Deutschland gehört und sei von den NS-Politikern geschätzt worden. Ein Widerspruch, der am ehesten mit der These auszulösen ist, dass Schmidt als Komponist wohl klüger war und feiner fühlte – wider den Zeitgeist. Sein Oratorium jedenfalls spricht dafür. Un die von Jörg-Peter Weigle souverän geleitete Aufführung hat es ebenso gezeigt. Uneingeschränktes Lob geht dafür an die Aufführenden – die Staatskapelle Halle, den Philharmonischen Chor Berlin, den Tenor Christian Elster (herausragend als Johannes), an Marietta Zumbült (Sopran), Ingeborg Ranz (Alt), Marcus Ullmann (Tenor), Kresimir Strazanac (Bass) sowie an Michael Schönheit an der Orgel.

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