Uwe Gronostay
1982–2002
Uwe Gronostay gehörte zu den führenden Chorerziehern und -dirigenten des ausgehenden 20. Jahrhunderts. Zum Kirchenmusiker ausgebildet begann er seine künstlerische Laufbahn als Kantor in Bremen. Von 1972 bis 1986 war Uwe Gronostay Direktor und Chefdirigent des RIAS Kammerchores Berlin und leitete dessen entscheidende Wende zu einer neuen Klanglichkeit ein, die ihn noch heute auszeichnet. Als Artistic Director und Chefdirigent des Niederländischen Kammerchores in Amsterdam (1987–1997) konnte Uwe Gronostay den weltweiten Ruf dieses Chores als Spitzenensemble seiner Art bekräftigen und ausbauen.
Den Philharmonischen Chor Berlin leitete Uwe Gronostay von 1982 bis 2002. Unter seiner Leitung konnte der Chor sein Aufgabengebiet erweitern und erhielt ein professionelles Profil, durch das die traditionelle Chorsymphonik neue Impulse bekam. Ur- und Erstaufführungen waren ein leidenschaftliches Anliegen Gronostays bei der Gestaltung seiner Saisonprogramme. Darüber hinaus waren es seine herausragenden musikalischen Interpretationen, durch die die Ära Gronostay des Philharmonischen Chores Berlin ihren von Publikum und Presse bejubelten Glanz erhielt. Parallel dazu war er den wichtigsten europäischen Berufs-Chören als Gastdirigent eng verbunden (z. B. dem Rundfunkchor Berlin, dem Dänischen Rundfunkchor Kopenhagen, dem Niederländischen Rundfunkchor Hilversum) und arbeitete mit Dirigenten wie Herbert von Karajan, Claudio Abbado, Seiji Ozawa, Zubin Mehta, Riccardo Chailly, Riccardo Muti, Pierre Boulez, Michael Gielen, Kent Nagano und Nikolaus Harnoncourt zusammen.
Uwe Gronostay leistete Pionierarbeit bei der Wiederentdeckung verschollenen Repertoires der Romantik und der Moderne (Hindemiths Messe, Ernst Kreneks Lamentatio Jeremiae Prophetae u. a.), Eine unübersehbare Zahl an Ur- und Erstaufführungen belegt seinen Einsatz für die zeitgenössische Musik. Zahlreiche Schallplatten, preisgekrönte CDs sowie Rundfunk- und TV-Produktionen dokumentieren sein künstlerisches Schaffen. Mit seinen Ensembles unternahm er zahlreiche Tourneen durch Europa und die USA.
Als Professor für Chorleitung wirkte er in Frankfurt am Main (1986–1989) und an der Universität der Künste in Berlin (1989–2003). Darüber hinaus gab Uwe Gronostay in Workshops und Meisterklassen auf der ganzen Welt sein Wissen und seine Erfahrung an die nachwachsenden Generationen weiter.
In Anerkennung seiner Verdienste wurde Uwe Gronostay 1997 durch Königin Beatrix der Niederlande zum Ritter des Ordens Oranje Nassau ernannt. Bundespräsident Johannes Rau verlieh ihm 1999 das Bundesverdienstkreuz. Seit 2002 war er Ehrenmitglied des Philharmonischen Chores Berlin.