Otto Klemperer

1929–1933

Otto Klemperer, geboren am 18. Mai 1885 in Breslau, studierte Klavier bei James Quast zunächst in Frankfurt/Main an Dr. Hoch’s Konservatorium und folgte seinem Lehrer 1905 nach Berlin ans Sternsche Konservatorium, wo er auch Dirigier- und Kompositionsunterricht bei Hans Pfitzner nahm. Zum Durchbruch als Dirigent verhalf ihm Oskar Fried, der Klemperer mit Gustav Mahler in Verbindung brachte: Dieser ließ ihn das Fernorchester in einer Aufführung seiner 2. Sinfonie dirigieren. Ein Empfehlungsschreiben von Mahler ermöglichte ihm seine erste Festanstellung als Chorleiter in Prag am Deutschen Theater. Nach weiteren Engagements in Hamburg, Barmen, Straßburg, Köln und Wiesbaden ereilte ihn dann 1927 der Ruf an die Kroll-Oper in Berlin. Hier vertrat er vehement eine moderne Opern-Ästhetik – eine Bewegung, die sowohl begeisterte Anhänger als auch empörte Kritiker auf den Plan rief. Aggressive Gegenstimmen kamen vor allem von rechts und waren früh durchtränkt von nationalsozialistischer Hetze.

In dieser strapaziösen Zeit übernahm Klemperer die Leitung des Philharmonischen Chors. Zwei Mal kombinierte er seine beiden Tätigkeiten und ließ den Philharmonischen Chor in der Kroll-Oper singen, einmal Mahlers 2. Sinfonie und einmal Beethovens 9. Sinfonie. Mit der Neunten verabschiedete er sich von der Kroll-Oper, die, als „rote Oper“ geschmäht, unter dem Vorwand von Sparmaßnahmen 1931 geschlossen wurde. Im selben Jahr brachte Klemperer mit dem Philharmonischen Chor „Das Unaufhörliche“ von Paul Hindemith zur Uraufführung. 1932 feierte er das 50jährige Bestehen des Chors mit der h-Moll-Messe von J.S. Bach. Ein Jahr später wurde gegen ihn, der von den Nationalsozialisten in seiner künstlerischen Tätigkeit auf sein Judentum reduziert und als gefährlicher „Kulturbolschewist“ verhöhnt wurde, ein Aufführungsverbot verhängt, woraufhin er in die USA emigrierte. Hier leitete er das Los Angeles Philharmonic Orchester und führte unter anderem Werke der deutschen Klassik und Romantik auf.

Nach dem zweiten Weltkrieg kehrte er nach Europa zurück, gastierte unter anderem in Salzburg, Paris, Wien, Rom und Amsterdam und hielt eine Stelle an der Budapester Oper inne, die er jedoch nach drei Jahren wegen politischer Kritik an seiner Programmgestaltung wieder aufgeben musste. Von 1954 bis an sein Lebensende am 6. Juli 1973 war Klemperer in Zürich wohnhaft und leitete das Philharmonia Orchestra in London, mit dem er zahlreiche Platten bei EMI aufnahm und bis 1971 Konzerte gab. Klemperer gilt als einer der bedeutenden Dirigenten des 20.Jahrhunderts. Eine Wiederbegegnung mit dem Philharmonischen Chor Berlin hat es nie mehr gegeben.