Newsletter 11/2023

So, 03.12.2023
20:00 Uhr
Philharmonie Berlin

Franz Schubert – Messe in Es-Dur
Francis Poulenc – Gloria

Philharmonischer Chor Berlin
Brandenburgisches Staatsorchester Frankfurt

Florian Benfer, Dirigent

Johanna Winkel, Sopran
Elvira Bill, Alt
Martin Mitterrutzner, Tenor
Georg Drake, Tenor
Tobias Berndt, Bass

Liebe Freundinnen und Freunde des Philharmonischen Chors Berlin!

Am 1. Advent erwartet Sie mit Poulencs und Schuberts persönlicher Glaubensauseinandersetzung ein interessantes Konzert.

Francis Poulencs Gloria, mit Frische und ausgelassener Fröhlichkeit vertont, entstand 1959 u.a. angesichts die Zunge rausstreckender Engel und kickender Mönche: „Ich dachte dabei lediglich an die Fresken von Gozzoli, bei dem Engel die Zunge herausstrecken und an die frommen Benediktiner, denen ich einmal beim Fußballspielen zusah.“ Und das ist tatsächlich hörbar, herrlich: Pass folgt auf Pass, auf kurze musikalische Wendungen jeweils eine mit harmonischen Überraschungen versehene Antwort. Poulenc, der von sich selbst sagte: „Ich besitze den Glauben eines Landpfarrers“, vollzog eine mit Humor cachierte sehr persönliche Auseinandersetzung mit seinem Glauben. Nicht die lauten Töne haben das letzte Wort, nicht der institutionalisierte Glaube, sondern das auf Erlösung hoffende Individuum.

Zu Schuberts Messe in Es-Dur zunächst ein Zitat aus dem berufenen Munde Nikolaus Harnoncourts: „Diese Musik ist keine Frömmigkeitsübung, sondern eine von Schubert leidenschaftlich geführte Auseinandersetzung mit dem Tod.“ Entstanden 1828, in den letzten Monaten seines Lebens, hat sie Vermächtnischarakter und gilt als seine beeindruckendste geistliche Komposition. Franz Schubert dehnt den liturgischen Rahmen sehr weit und buchstabiert die Texte individuell und mit großer emotionaler Tiefe aus. So beispielsweise scheint auch im Schlusssatz „Agnus Dei“ bei der aus der Tiefe kommenden Klage, dem Aufschrei über die Sünden der Welt, wo die Musik in erschütternder Erregung stehenzubleiben scheint, keine schlichte Bitte, um Frieden möglich zu sein. Mit der Melodie aus dem „Doppelgänger“, eines seiner letzten komponierten Lieder, ist ebenfalls ein Selbstzitat eingearbeitet. In dem Heinegedicht heißt es: „Da steht auch ein Mensch und starrt in die Höhe und ringt die Hände vor Schmerzensgewalt“. Hier erkennen Heine und Schubert „die eigne Gestalt“. In der Es-Dur-Messe komponierte Schubert seine existentielle Verzweiflung aus, die sich kaum in die Konventionen liturgischer Praxis rückführen lässt.

Erleben Sie das alles am 3. Dezember bei uns in der Philharmonie! Wir freuen uns mit Ihnen auf ein besonderes Konzert und läuten gemeinsam die Weihnachtszeit ein! Abgemacht?!

„O magnum mysterium“ von Francis Poulenc werden wir außerplanmäßig an den Anfang unseres Konzerts am 1. Advent stellen: Möge das Wunder, das wir wiederkehrend jedes Jahr an Weihnachten feiern, sich auch in einer friedlicher werdenden Welt ereignen. Dafür sollten wir uns engagieren, darauf hoffen und dafür singen wir für Sie.

Allen ein schönes Weihnachtsfest und ein gutes, gesundes neues Jahr 2024!

Für den Philharmonischen Chor Berlin
Ihre Christine Zahn (christine.zahn@philharmonischer-chor.de)

Karten unter 030_826 47 27, www.philharmonischer-chor.berlin oder karten@musikadler.de

*Interessantes zu unserem Konzertprogramm finden Sie im Podcast „Südfoyer“ des Musikjournalisten Jens Lehmann im Gespräch mit Florian Benfer (Künstlerischer Leiter)
*Einführung in den Konzertabend, 19:15 Uhr, Harald Asel, Südfoyer der Philharmonie
*Am Samstagnachmittag wirbt eine kleine Abordnung des Philharmonischen Chors am Bebelplatz mit einem Flashmob für das Konzert am 1. Advent.