Newsletter 10/2023

Mi, 18.10.2023
20:00 Uhr
Philharmonie Berlin

Emil Nikolaus von Reznicek – Frieden – Eine Vision
Gioachino Rossini – Stabat Mater

Philharmonischer Chor Berlin
Brandenburgisches Staatsorchester Frankfurt

Jörg-Peter Weigle, Dirigent

Aleksandra Kubas-Kruk, Sopran
Niina Keitel, Alt (für die erkrankte Anna Kissjudit)
Simon Yoshida, Tenor (für die erkrankten Magnus Dietrich)
Artur Janda, Bass

© Sedlar & Wolff

Liebe Freundinnen und Freunde des Philharmonischen Chors Berlin!

Unsere Saison starten wir mit der Ausgrabung eines Werks, wie es LEIDER zu unserer aktuellen Situation mit all den Tag für Tag zunehmenden Kriegsherden kaum passender sein könnte:

Emil Nikolaus von Rezniceks Frieden – Eine Vision für Chor, großes Orchester und Orgel entstand 1914 und wurde vom Philharmonischen Chor Berlin unter dem Dirigat des Komponisten ein halbes Jahr nach Beginn des 1. Weltkriegs am 14. Januar 1915 zur Uraufführung gebracht. „Lasst uns den Frieden! Wir wollen den Frieden!“ ertönt es darin, was inmitten des damals vorherrschenden Hurra-Patriotismus allerhand Mut bewies.

Nach einem Alptraum Ende Dezember 1913 bis Mitte April 1914 zu Papier gebracht, nahm Reznicek in den Orchestersätzen zwar die späteren Weltkriegsgräuel vorweg, verlegte sich aber im Chorsatz auf die Vision eines allumfassenden Friedens. Am 17. Juni 1914 vermeldete das Prager Tagblatt, dass Rezniceks neues Werk Frieden vom Philharmonischen Chor Berlin für die nächste Saison zur Uraufführung angenommen worden sei. Wenige Tage später ereignete sich das Attentat von Sarajevo, dem am 28. Juli 1914 die Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien folgte, womit der 1. Weltkrieg seinen Anfang nahm. Selten einmal wurde eine Vision derart rasch und grausam von der Realität eingeholt. Überhaupt war es angesichts des Kriegsausbruches verwunderlich, dass die Uraufführung am 14. Januar 1915 stattfinden konnte. Obwohl als Wohltätigkeitskonzert zu Gunsten österreichisch-ungarischer Kriegswaisen deklariert, blieb die Reaktion der Kritik zwiespältig, was allerdings weniger auf das Werk selbst als auf die Zeitumstände seiner Uraufführung zielte. Nach 1945 galt das Werk als verschollen, bis 2018 eine Abschrift in einem amerikanischen Archiv auftauchte.

Dass wir diese Friedensvision nach über 100 Jahren erneut zur Aufführung bringen, worin der Chor nicht um Frieden bittet, sondern mit „Lasst uns den Frieden! Wir wollen den Frieden!“ schreiend (so steht es in der Partitur!) den Frieden fordert – was passte besser in unsere Zeit? Die mutige Uraufführung am 14. Januar 1915 war brandaktuell. Und heute, ist es das nicht auch?

Nach der Pause Gioachino Rossinis Stabat Mater, eine seiner wenigen geistlichen Kompositionen. In dieser Vertonung der mittelalterlichen Marienklage werden wir verzaubert von der Leichtigkeit der Instrumentation und Melodien, dem Belcanto, von den herrlichen, einander übertreffenden Arien und Chorstücken – überhaupt von der ganzen Italianità, die wir so sehr bewundern und lieben. Rossinis Stabat Mater, 1831 vom spanischen Prälaten Manuel Fernández Varela beauftragt, entstand in zwei Phasen. Durch gesundheitliche und persönliche Probleme geschwächt konnte Rossini zunächst nur sechs Nummern schreiben und musste seinen Schüler Giovanni Tadolini bitten, das Werk für die Uraufführung in Madrid am 5. April 1833 zu komplettieren. Zwischen 1838 und 1841 ersetzte Rossini dann die Teile Tadolinis durch neu komponierte, eigene Beiträge. Am 7. Januar 1842 in Paris kam dann die endgültige Version zur Uraufführung: Es entstand ein Werk, das direkt in die Herzen zielt, das alle Mitwirkenden, die gesamte Hörerschaft zu einem großartigen Gemeinschaftserlebnis zu vereinen versteht. Wow! Und genau das brauchen wir.

Es erwartet Sie mit Aleksandra Kubas-Kruk, Anna Kissjudit, Magnus Dietrich und Artur Janda ein herrliches Solistenquartett.
Es spielt das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt.
Die Leitung des Abends hat Jörg-Peter Weigle.

Kommen Sie am 18. Oktober in die Philharmonie!

Wir freuen uns auf Sie!

Herzliche Grüße
für den Philharmonischen Chor Berlin
Ihre Christine Zahn (christine.zahn@philharmonischer-chor.de)

Karten unter 030_826 47 27, www.philharmonischer-chor.berlin oder karten@musikadler.de

* Interessantes zu unserem Konzertprogramm finden Sie im Podcast von Jörg-Peter Weigle (Künstlerischer Leiter) und Jens Lehmann (Musikjournalist und Philchorist) auf unserer Website bzw. hier
* Am Konzertabend führt Michael Wittmann (Entdecker der Partiturabschrift von Emil Nikolaus von Rezniceks Frieden im Archiv des Chicago Symphony Orchestra) um 19:15 Uhr im Südfoyer der Philharmonie in beide Werke ein.
* Am Freitagabend wirbt eine kleine Abordnung des Philharmonischen Chors rund um den Potsdamer Platz mit einem Flashmob für das Konzert am 18.10.2023, 20 Uhr, Philharmonie.