Newsletter 05/2024

So, 02.06.2024
15:00 Uhr
Philharmonie Berlin

Ludwig van Beethoven – Missa Solemnis

Philharmonischer Chor Berlin
Brandenburgisches Staatsorchester Frankfurt

Jörg-Peter Weigle, Dirigent

Marcelina Román, Sopran
Julie-Marie Sundal, Alt
Rafal Bartminski, Tenor
Hanno Müller-Brachmann, Bass

© Sedlar & Wolff

Meisterwerke mit rundem Geburtstag
Beethovens Neunte und Beethovens Missa, beide vor 200 Jahren uraufgeführt

Die Neunte zum Abschied von Professor Steven Sloane und Auftakt für das crescendo Festival als Gastkonzert in der UdK

Die 9. Sinfonie in d-Moll op. 125, uraufgeführt 1824, ist die letzte vollendete Sinfonie des Komponisten Ludwig van Beethoven. Im vierten, finalen Satz der Sinfonie, der Ode an die Freude, werden zusätzlich zum Orchester auch Gesangssolisten und ein gemischter Chor eingesetzt. Auf Einladung der Universität der Künste Berlin (und von dort beworben) singt der Philharmonische Chor am 25. Mai, 19:30 Uhr, im Konzertsaal der UdK Ludwig van Beethovens Sinfonie Nr. 9, die dieses Jahr 200 Jahre alt wird. Rebecca Nelsen, Nadine Weissmann, Michel Porter und Thomas Oliemans bestreiten die solistischen Parts, es spielt das Symphonieorchester der Udk Berlin, die künstlerische Leitung hat Steven Sloane. Die Aufführung ist das Abschiedskonzert für Steven Sloane, Professor des Studiengangs Dirigieren an der Universität der Künste Berlin, und zugleich Auftakt des crescendo Festivals.

Die monumentale Missa solemnis als 4. Abokonzert am Sonntagnachmittag, 2. Juni um 15 Uhr in der Philharmonie

Vorausgeschickt sei hier, dass der Philharmonische Chor Berlin die Freude hatte, Lukas Siebert, Stipendiat des Deutschen Musikrats, über vier Wochen für die Einstudierung der Missa zu gewinnen. Sein Engagement bei uns wurde durch die Konzertförderung des Forums Dirigieren des Deutschen Musikrats ermöglicht, wofür wir sehr herzlich danken. Und welch großartige Begabung erlebten wir: In wirklich allen Bereichen kundig, inspirierend und genau wurden wir von dem jungen Dirigenten auf die Übernahme der Proben durch unseren Künstlerischen Leiter Jörg-Peter Weigle allerbestens vorbereitet. Vielen Dank, lieber Lukas!

Verbindung in höhere Sphären

Ludwig van Beethovens monumentale Missa solemnis gilt als eine der berühmtesten Messen der abendländischen Musik und der Komponist selbst bezeichnete sie als sein gelungenstes Werk, als das „größte Werk, welches ich bisher geschrieben“ (Brief Beethovens an seinen Leipziger Verleger Peters vom 5. Juni 1822). Die Kirchenmusik, bislang keine unbedingte Domäne Beethovens, erhielt mit ihr eine neue Aussagekraft.

Anlass für die Komposition der Missa solemnis gab die Inthronisation von Beethovens Schüler Erzherzog Rudolph von Habsburg zum Erzbischof von Olmütz im Jahre 1820. Zwischen Lehrer und Schüler gab es eine freundschaftliche Beziehung. Allein Beethoven wurde nicht rechtzeitig fertig und auch aus der erhofften Hofkapellmeisterstelle beim mäzenatischen Freund wurde nichts. Erst 1823 konnte er dem Erzherzog die ihm gewidmete Partitur überreichen.

Die Missa steht in enger Beziehung zur Neunten Sinfonie, mit der sie etwa zeitgleich aufgeführt wurde. Beethoven, der hier, was in ihm schon lange gärte, theologisch und musikalisch ausreifen ließ, schuf ein Werk, das jede Dimension einer Messevertonung sprengte.

Ist das ‚Kyrie‘ der einzige Satz, der noch einigermaßen den kirchenmusikalischen Konventionen folgt, so entfernen sich die folgenden Sätze doch stark von dem, was man bislang für die Liturgie als brauchbar empfand. Oberstes Gebot für Beethoven war es, jeder einzelnen Textaussage eine ihrem Inhalt gemäße musikalische Form zu geben, was zu einer starken Betonung einzelner, kürzerer Passagen führte und ein Gefühl der Geschlossenheit verhindert. Hinzu kommt eine satztechnische Komplexität, die alle Aufmerksamkeit der Hörer von der Zeremonie weg auf die Musik hin verlagert.

Das Werk war damit so in die Ferne üblicher Kirchenmusik gerückt, dass sich auch ihre Aufführung außerhalb einer Kirche in den Konzertsaal verlagerte. So äußerte sich der Komponist auch gegenüber Goethe: „die Messe ist auch als Oratorium gleichfalls aufzuführen“. Und wie die Uraufführung am 7. April 1824 tatsächlich nicht in kirchlichem Rahmen, sondern in Sankt Petersburg bei der dortigen Philharmonischen Gesellschaft stattfand, kommt die Missa solemnis seither weltweit meist in den Konzertsälen zur Aufführung. So auch bei uns am Sonntagnachmittag, 2. Juni um 15 Uhr (!) in der Philharmonie. Lassen Sie sich dieses Monumentalwerk keinesfalls entgehen! Besteigen Sie mit uns den Achttausender! Denn, wie Jens Lehmann, Autor der Einführung in unserem Programmheft, treffend schrieb: „Für Chöre ist die Missa Solemnis so etwas wie ein Achttausender: ein nur schwer erreichbarer Gipfel. Beethoven führt die Sängerinnen und Sänger über unwegsame Koloraturen und durch wahre fortissimo-Gewitter hinauf ins ewige Eis, nicht nur für Soprane wird die Luft dünn und dünner. Und zugleich reißt immer wieder die Wolkendecke auf, wirkt diese Musik wie eine Verbindung in höhere Sphären.“

Die Einführung übernimmt der soeben zitierte Jens Lehmann, erleben Sie ihn am Konzertnachmittag um 14:30 Uhr im Südfoyer der Philharmonie.

In Erwartung des Achttausenders also! Besteigen wir ihn am allerbesten gemeinsam! Abgemacht?!

Für den Philharmonischen Chor Berlin grüßt herzlich
Christine Zahn / Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
(christine.zahn@philharmonischer-chor.de)

Karten unter 030_826 47 27, www.philharmonischer-chor.berlin oder karten@musikadler.de

Zur Vorbereitung der Bergbesteigung empfehle ich die neue Folge unseres Podcasts „Südfoyer“, in dem unser Künstlerischer Leiter Jörg-Peter Weigle und Lukas Siebert Jens Lehmann, seines Zeichens Musikjournalist, Podcastinitiator und Philchorsänger, Rede und Antwort stehen.

 

Ausblick:

Nach Beethoven kommt eigentlich nichts mehr, mag man vielleicht denken. Wir aber wagen es und geben noch vor den Sommerferien ein – musikalisch und örtlich ­– anderes Programm:

Herzliche Einladung zum a-cappella-Sommerkonzert mit dem Philharmonischen Chor Berlin unter der Leitung von Jörg-Peter Weigle

Der Philharmonische Chor Berlin, normalerweise zuhause in der Philharmonie, singt am 13. Juli um 16 Uhr im Herzen Kreuzbergs, in der Passionskirche, Marheinekeplatz 1!  Das a cappella-Programm mit Werken von Mauersberger, Brahms und Mendelssohn spannt einen musikalisch-thematischen Bogen von der Verzweiflung an Gott und den Menschen zum Einswerden von Mensch und Natur bis zur Erlösungszuversicht, worin unsere alltäglichen Erfahrungen, privat wie öffentlich, deutlich gespiegelt und erkennbar sind. Zwischen den Werken konzertiert Tobias Berndt mit Orgelstücken von Bruhns, Pärt und Bednall. Kommen Sie und erleben den Philharmonischen Chor Berlin a cappella!